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Überwiegend geschrieben von skalabyrinth:

“Myrie Zange” ist mein Herzwerk – so habe ich auch den Artikel zur Veröffentlichung von Band 1 begonnen. Nun ist endlich auch Band 2, “Das Spiel”, im Buchhandel erschienen (tredition-Verkaufslink). Im Gegensatz zum ersten Band, zu dem es vor dem im Buchhandel erhältlichen Print schon zwei Auflagen gab, die ich händisch verteilt habe, ist diese Auflage von Band 2 die erste als Print erhältliche Version. Das Buch wiegt 1,161kg, ist 820 Seiten dick und damit ein Ziegelstein, aber ich bin mit vielen Lesenden im Einklang damit, dass ich keine Szene kürzen sollte (oder die, die ich kürzen sollte, schon gekürzt habe).

Am gesamten Werk werde ich einen großen Abschnitt meines Lebens schreiben. Es sind sechs Bände geplant.

Worum geht es und warum brauchte es so dringend ein Sensitivity Reading bezüglich Antisemitismus?

Sowohl Band 1 als auch Band 2 haben je zwei Sensitivity Readings erhalten, eines bezüglich anti-Schwarzem Rassismus und eines bezüglich Antisemitismus. Ein Sensitivity Reading ist so etwas wie ein Lektorat mit besonderem Fokus auf sensiblem Umgang mit Diskriminierungsformen im Text. Sowohl Jade S. Kye als auch Evanesca sind auf sensitivity-reading.de in einer Unterkategorie zu finden – die Seite ist sehr empfehlenswert. Es gab sowohl in Band 1 als auch in Band 2 Stellen, wo ich den Text mit Jade S. Kyes Hilfe rassismussensibler gestaltet habe, aber während das “nur” Stellen betraf, die ohne große Eingriffe in die eigentliche Handlung verbessert werden konnten, hat es bei Band 2 stärkere inhaltliche Änderungen geben müssen. Ich habe das Update ‘Debug Histroy of Dwarfes’ genannt und in einem Artikel darüber schon geschrieben:

Im zweiten Myrie Zange Band nehmen Myrie und ihre Herzwesen (ein anderer Begriff für Freund*innen, der in dem Universum verwendet wird) an einem Wettbewerb teil, der Das Spiel heißt. Dabei kreieren verschiedene Spielgruppen so genannte Virtualitäten, die die anderen Spielgruppen dann möglichst zügig durchspielen müssen, um zu gewinnen, also prinzipiell sowas wie Video-Spiele, nur dass die Teilnehmenden darin herumlaufen. Diese Virtualitäten wurden zu einem vorgegebenen Thema entwickelt: Die KontrA-Zeit. Und die KontrA-Zeit wiederum spiegelt eine Vergangenheit der Welt wider, die Ähnlichkeiten mit der Weimarer Republik sowie mit der DDR oder anderen sowjetisch angehauchten negativen Diktaturen hat. Das ganze kombiniert damit, dass ich über Zwerge schreibe, welche historisch gesehen schon oft Metaphern für jüdische Menschen waren, und über jene wiederum negative Verschwörungstheorien bezüglich Kommunismus und Diktaturen existieren, befinde ich mich beim Konzipieren der Geschichte auf einem schmalen Grat, wo ich sensible und weniger sensible Entscheidungen treffen kann. Mit Evanescas Hilfe konnte ich einen guten Plan erarbeiten und umsetzen, wie ich aus dem eher verletzenden Erstentwurf einen empowernden Gegenentwurf schreiben konnte. Nun wird den Elben die unterdrückende Macht zugeschrieben statt, wie vor dem Update, den Zwergenvölkern. Unter letzteren gibt es in der neuen Versionen frühe tendenziell funktionierende Kommunismüsse – was den ganzen Weltenbau vielleicht auch nochmal interessanter macht.

Wenn ihr das Buch also zu einem früheren Zeitpunkt schonmal gelesen habt, lest gern den oben verlinkten Artikel zum Update oder, wenn ihr genug Lust und Muße habt, die geupdatete Version des Buchs.

Das war nun ein sehr abstrakter Absatz, während es im Buch eher in die Handlung eingebunden und vermutlich fühlbarer ist, und wahrscheinlich deutlich weniger komplex, weil es viel Raum zum Atmen hat. Außerdem geht es neben dem Spiel wie auch im ersten Band bereits sehr viel um Selbstfindung als autistische Person und um die im Konflikt stehenden Bedürfnisse, teilzuhaben, alles mitzumachen, aber sich nicht zu überlasten. Im Buch kommen viele soziale Konflikte vor, ein Meltdown und seine Folgen und das verwirrende Dasein als asexuelle Person in einer immerhin nicht völlig allonormativen Welt. (Allonormativ beschreibt, dass im Normalfall niemand daran denkt, dass es asexuelle Menschen gibt und man davon ausgeht, dass alle ab einem gewissen Alter sexuelle Anziehung und Bedürfnisse anderen gegenüber entwickeln. Viele asexuelle Menschen kennen es, sich in der Jugend deshalb nicht so recht zugehörig und oft genervt gefühlt zu haben.)

Ein neues Cover

Nachdem ich vor nichtmal einem halben Jahr das alte Cover für mich gedruckt hatte, habe ich festgestellt, dass es viel zu dunkel war. Inzwischen habe ich auch viel mehr gelernt und krita (ein Grafikprogramm) für mich entdeckt. Und schließlich habe ich inzwischen ein besseres Gefühl dafür entwickelt, wie für mich SolarPunk-Städte aussehen könnten, dass ich gern ein Cover wollte, dass neben einem Hochhaus auch sehr viel Begrünung und Wald mitten in der Metropole zeigt. Daher habe ich mich über mehrere Tage ein neues Cover gestaltet. Hier poste ich nochmal die alte und die neue Version:

Ein zusammengestelltes Bild aus zwei Teilen: Links das alte Cover, das nur die Vorderseite umfasst, rechts das Cover, das als ganzer Bucheinband funktioniert. Beide Bilder zeigen zwei Figuren auf dem Dach eines Hochhauses in einer Stadt. Auf beiden Bildern zeigt eine Neonschrift den Titel auf dem Hochhaus. Auch auf beiden Bildern befindet sich eine Magnetschwebebahn und sehr tief unten, kaum erkennbar, ein wenig Wasser. Aber während die Stadt im alten Cover trist und wenig begrünt ist und die Perspektive eher nicht viel Raum für Tiefe liefert, ist das zweite Bild sehr bunt, mit viel Grün, vielen Details wie einem Fahrrad und Baumhäusern und einer Strickleiter und es hat eine Fisheye-Perspektive, die ermöglicht, sehr tief in die Stadt herab zu gucken.

Preise, Verkaufskonzept und Supportmöglichkeiten

Myrie Zange, Band 2, kostet 22,50€. Das war bei tredition, dem gewählten Book-on-Demand-Service, der günstigst mögliche Preis und wir werden ihn anpassen müssen, wenn Buchdrucke teurer werden, denn bei dem Preis erhalten wir einen Betrag von 5 Cent, wenn jemand das Buch über den Handel erwirbt. Wenn jemand das Buch über den tredition-Shop bestellt, erhalten wir 6,07€. Früher war es bei tredition so, dass wir nochmal mehr Einnahmen gehabt hätten, wenn ich die Exemplare selbst bestellt und verkauft hätte, aber das ist für diesen Band irritierender Weise doch nicht so.

Für Band 1 haben wir bookmundo gewählt, weil der Print-on-Demand-Service günstiger druckt. (Die Qualität war aus meiner Sicht schlechter: Das Cover wurde teils sehr unterschiedlich geschnitten, aber ich denke, es war gut genug.) Aber bookmundo druckt nur bis zu einer Grenze von Seiten, die der zweite Band deutlich überschreitet.

22,50€ ist sehr viel, aber auf der anderen Seite ist das Buch fast doppelt so dick wie ein durchschnittlicher Fantasy-Roman, also ist es vielleicht nicht so übertrieben, wie es sich im ersten Moment anfühlt, denke ich?

Davon ab: Wie schon für den ersten Band mache ich es auch für den zweiten solange, wie es geht, so, dass ihr gern ein Buch von mir geschenkt bestellen dürft, wenn ihr es euch nicht leisten könnt. Ihr müsst das dann nicht weiter erklären, ich glaube das einfach. (Aus organisatorischen Gründen werden dann potenziell Wartezeiten länger.) Solange sich das mit den Einnahmen durch diejenigen deckt, die sich das Buch über tredition oder über mich bestellen, ist das gar kein Problem, und bisher haben noch nicht so viele ein Buch geschenkt bestellt, als dass es so aussieht, als würde sich das nicht ausgehen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich bei mir zu melden, wenn ihr ein Buch für wen anders ganz oder teilweise mitbezahlen möchtet.

Falls ihr skalabyrinth-Kunst allgemein gern unterstützen möchtet, habe ich inzwischen Accounts bei den Support-Plattformen patreon, steady und ko-fi. Da ich zukünftig mehr von Kunst leben möchte/muss, weil mein ursprünglicher Job wegen chronischer Krankheit nicht mehr ausreichend für mich leistbar ist, würde ich mich sehr über Supportende freuen, sofern ihr es wirklich wollt und übrig habt.

Veröffentlichungshürden

Auch die Veröffentlichung von “Myrie Zange – Das Spiel” hat sich wieder hingezogen. Nachdem 2024 klar wurde, dass es wirklich ein Self-Publishing-Projekt und kein Kleinverlags-Projekt wird, war eigentlich schon fast alles, was es für die Veröffentlichung als Print brauchte, abgeschlossen. Nur fehlten administrative Sachen, wie das Anlegen des Buchprojekts auf einer Seite und anderes in der Richtung. Sowas fällt mir vorwiegend wegen neurologischer Behinderung sehr schwer, und während mein Projekt-Mitbegründery Iris Leander Villiam das zwar besser kann, ist ser viel mit dem Alltag als Elter ausgelastet, sodass sich dafür oft nur kleine Zeitfenster gefunden haben, um daran zu arbeiten. Am Ende musste das Impressum zum Beispiel an aktuelle Vorschriften angepasst werden, die sich kürzlich geändert haben, und wir haben eine Weile gebraucht, um rauszufinden, warum das Impressum von tredition zunächst nicht akzeptiert wurde. Das ganze Prozedere mag ein Jahr gebraucht haben und ich hoffe, für die nächsten Projekte hilft uns die Erfahrung, die wir jetzt bei diesem gesammelt haben.

Wo ich von Zukunfts-Projekten rede:

Wie geht es weiter im Windblüten-Projekt?

“Myrie Zange – Funkenstille” (das ist Band 3) befindet sich gerade in einem langsamen und wunderschönen Lektorat und Sensitivity Reading mit Evanesca. Außerdem arbeite ich gerade eher daran, alte, schon vorhandene Projekte zu Ende zu bringen, statt neue anzufangen. Unter anderem mache ich eine Neuauflage des Hörbuchs zu “Myrie Zange – Die Symmetrie der Schneeflocken” (Band 1).

Iris Leander Villiam schreibt an einem neuen Projekt, von dem ich immer wieder Passagen lesen und mich mit sir zusammen damit befasse darf. Es ist ein schönes und inniges Gefühl, an Texten so nah teilhaben zu dürfen und sich damit emotional auseinander zu setzen, was so ein Text mit uns macht.

Iris Leander Villiam schreibt dazu:

Im Windblütenprojekt ist die Veröffentlichung von Texten nur ein Aspekt. Es ging für uns von Anfang an auch darum, mit den Texten zu arbeiten und zu experimentieren, sie mit anderen zu teilen und darüber herumzusinnieren, was sie in uns auslösen und welche Bedeutung sie für uns haben. Genau das tun wir derzeit auch mit Texten, die wir gern ebenfalls im Projekt veröffentlichen wollen. Ich arbeite am Feinschliff des Romanprojekts Drudenträume, habe aber darüber hinaus gerade ein sehr nichtbinäres Fantasy-Erotik- Trauma-Werk begonnen.

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